Die Reisterrassen von Mai Chau

Um von Ninh Binh nach Mai Chau zu kommen, nimmt man entweder den Umweg über Hanoi in kauf, oder man quält sich über kilometerlange Holperpisten. Da wir keine Umwege mögen, wählten wir den direkten Weg. Nach etwa 4 Stunden und über 1 Million Schlaglöcher später, kamen wir dann auch ziemlich durchgeschüttelt an. Unser Hotel können wir (mal wieder :D) bestens weiterempfehlen. Das Mai Chau Valley View Hotel eröffnete erst im September 2013 und hat sehr helle und top ausgestattete Zimmer. Der Besitzer ist auch sehr sympathisch und zudem wirklich realitätsnah. Er beschäftigt Menschen aus den umliegenden Dörfern, um ihnen eine Chance zu geben. Wir haben uns lange mit ihm unterhalten und wurden dadurch mal wieder sehr nachdenklich gestimmt. Wie ist es zu rechtfertigen, dass wir es uns leisten können eine sechsmonatige Reise zu unternehmen und andere Menschen sparen schon seit Ewigkeiten und können sich trotzdem ihren großen Traum – ins 30 km entfernte Laos zu reisen – nicht erfüllen. Und trotz allem spürt man keinen Neid. Er war sogar sehr angetan von unserer Reise und findet es richtig gut. An diesem Abend lagen wir noch lange wach und haben uns über das ein oder andere unterhalten. Aber sind es nicht auch genau diese Dinge, die uns das Reisen lehren soll? Es geht definitiv nicht nur um Urlaub (und diejenigen die denken dass wir uns hier in einem sechsmonatigen Urlaub befinden, haben wohl leider noch nie die Möglichkeit erhalten über ihren Tellerrand hinauszuschauen…. Sorry ;-)). Ich würde sogar sagen, dass Reisen aus einem Großteil an Bildung besteht. Wieso hat man das Gefühl, dass halb/ganz Deutschland jammert? „Ohhhweee, schon wieder kostet das Benzin 1 Cent mehr, schon wieder musste ich 1 Stunde länger arbeiten.“ Die Menschen hier stehen den ganzen Tag auf ihren Feldern, im eiskalten Wasser, barfuß und bestellen ihre Felder – 365 Tage im Jahr. Es gibt kein Krankengeld, Urlaub oder sonstiges. Es geht schlichtweg darum: Ohne Arbeit kein Überleben. Wir sollten uns viel öfters in unserem Leben fragen, ob wir uns nun berechtigt aufregen oder nicht. Und uns wirklich vor Augen halten, wie gut es uns geht! Ist es nicht manchmal einfach besser, Dinge die man eh nicht ändern kann, dabei zu belassen? Ihr könnt das ja mal üben, wenn die Deutsche Bahn mal wieder Verspätung hat :P.
(By the way. Es handelt sich hierbei nur um unsere Gedanken. Uns ist schon auch bewusst, dass man unser Leben nicht mit einem Leben in Asien vergleichen kann, dass das „Gejammer“ in Deutschland zum Teil (!!) berechtigt ist, etc. pp. Vielleicht regt es aber trotzdem den einen oder anderen von euch zum Nachdenken an :) )

So, nun zu den Dingen die wir in Mai Chau unternommen haben. Am ersten Tag sind wir mit einer – vom Chef – selbst gezeichneten Karte und tollen Mountain-Bikes losgeradelt. Wir kamen durch unzählige unberührte Dörfer. Die Menschen lachten uns an, die Kinder winkten und von überall hörten wir „Hello!“. Wir begutachteten uns alle gegenseitig sehr neugierig. Das war endlich das Vietnam, auf das wir so lange gewartet haben. Natur, Menschen und Begegnungen. In den Dörfern rund um Mai Chau leben sehr viele ethische Minderheiten. Wo jedoch welche genau leben konnten wir nicht rausfinden. Vorbei ging es auch an unzähligen, im Moment braunen, Reisfeldern und Terrassen. Im Sommer muss das einen atemberaubender Anblick geben. Jetzt im Moment ist es ja auch schon nicht schlecht ;-). Es fällt uns mal wieder schwer alles zu beschreiben. Bisher hat uns diese Art von Erfahrung in Vietnam völlig gefehlt. Die großen Städte sind alle schön und recht – aber einfach nicht so ganz unser Ding. Es ist überall so touristisch. Nur in Mai Chau ist das (noch) anders. Hier kann man wirklich das eigentliche Landleben hautnah erfahren. Und das haben wir in vollen Zügen genossen. Wasserbüffel, Kinder, Frauen auf dem Feld, dicke Pfeife rauchende Herren. Die älteren Damen grinsten uns aus schwarzen Mündern an, die Lippen wie mit Lippenstift ummalt. Das Kauen der Betelnuss verfärbt die Zähne für immer schwarz und bildet einen blutroten Film über die Lippen. Wir haben leider kein Foto davon – dafür von vielen, anderen.

Da unsere Hintern die harten Sattel nicht so gewohnt waren, beschlossen wir am nächsten Morgen lieber zu laufen. Es ging in das Nachbardorf. Dort angekommen stellten wir aber relativ schnell fest, dass es sich hierbei um ein reines Touristendorf handelt. Überall werden Souvenirs verkauft – ein kompletter Kontrast zum Tag vorher. Es ist schon verwunderlich wie ein ganzes Dorf nur noch aus Souvenirläden und Homestays bestehen kann. Ob das die richtige Entwicklung darstellt? Der Rückweg führte uns durch Reisterrassen und Gemüsefelder. Wir konnten den Leuten bei ihrer Arbeit richtig über die Schulter schauen, auch das Pflügen mit einem Wasserbüffel sahen wir live.

2 Responses to Die Reisterrassen von Mai Chau

  1. Eike sagt:

    Haha über die Wasserbüffel hat sich Mama ja sehr gefreut und Papa muss auf Bild 1 auch allen zeigen, dass er deutscher Touri ist… 😉

    Viele Grüße und weiterhin euch 4 viel Spass

    Eike

  2. Helmut sagt:

    Hallo ihr vier,
    nun ist das alte Jahr schon fast vorbei, es ging wie immer viel zu schnell. Wahrscheinlich wie eure Reise, da ist auch schon 2/3 vorbei. Viel zu schnell, oder?
    Bin sehr froh über eure Gedanken. Ich bin auch froh darüber dass ihr das Glück habt, in solche Länder zu reisen. Die Menschen dort und deren Lebensumstände kennen lernen könnt und die eigene Situation dadurch in unserem Lande kritisch betrachtet. Reisen bildet, das war schon immer so….
    Aber ein bißchen Urlaub ist schon auch dabei, wenn ich mir so die vielen superschönen Bilder anschaue….auch dafür beneide ich euch…
    Liebe Grüße noch von Thomas, Lorenz, und ganz vielen anderen…
    So nun wünsche ich euch Vieren einen guten Rutsch hinüber und weiterhin eine tolle Reise.
    Liebe Grüße Helmut

Schreibe einen Kommentar

*